Seit Monaten bereiten sich mein Team und ich intensiv auf unseren gemeinsamen, großen Traum vom Nordpol zum Südpol zu laufen vor. Dabei spielen aber nicht nur die täglichen Trainings und eine ausgewogene Ernährung eine entscheidende Rolle, sondern auch die psychologisch-mentale Vorbereitung. Aus diesem Grund arbeite ich seit Anfang 2014 mit der Sportpsychologin Tanja Schuck aus Leipzig eng zusammen, um gestärkt unsere Expedition anzutreten. Vor allem das davor und danach unterschätzen viele bei einem Großprojekt dieser Art.

Viele Denkprozesse, die ihren Ursprung im Unterbewusstsein haben, gilt es dabei zu aktivieren, aber auch zu speichern. Visualisieren ist so ein Schlagwort und Prozess. Wie kann ich z. B. in besonders schwierigen Momenten über die Visualisierung eine Lösung oder einen Lösungsansatz für das jeweilige Problem finden?

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Kopf-Körper-Signal. Empfindet mein Kopf all das, was ich tue, als angenehm und wohltuend, so wird auch der Körper positiv auf Belastungsreize reagieren. Das gilt auch dann, wenn diese Reize brutal extrem sind.

Die grenzenlose Freiheit im Kopf ist die Einfachheit des Laufens

Jeden Tag werden die psychischen und physischen Grenzbereiche ausgetestet und verschoben. Das empfinde ich als besonders spannend, aufregend und faszinierend zugleich, da kein Tag vergeht, an dem Kopf und Körper gleiche Reaktionen auslösen.

Durch die Langsamkeit der Fortbewegungsart Laufen, nehme ich all das, was meine Sinnesorgane aufnehmen können, sehr intensiv wahr und ich darf dabei jeden einzelnen Schritt erleben und genießen. Die Folge ist, dass ich nicht nur einen körperlichen, sondern auch einen sehr starken psychischen Marathon erlebe. Das ist eine größere Herausforderung, als viele zu denken mögen. Doch es gibt Wege und Methoden, diese Herausforderung zu bewältigen.

Ich muss das Ankommen lernen

Doch wie erfährt man das geistige Ankommen? Oder viel mehr, eine Balance zwischen Körper und Seele zu schaffen?

Auf meinen vorherigen Expeditionen habe ich diese Kraft durch Begegnungen mit einzigartigen, herzlichen Menschen erhalten. Diese Treffen sind ein Muss, weswegen ich mir auch ausreichend Zeit dafür nehme. Ein Gespräch, selbst eine wortlose Begegnungen, sind Emotionen und Kraft pur, um den Geist sowie die Seele zu stärken und neue Energien zu tanken.

Wichtig für die mentale Ebene ist, dass man niemals vergisst, dass der Lauf vom Nordpol zum Südpol kein Wettkampf ist, in dem es um Zeiten und Kilometer zählen geht. Es geht dabei viel mehr um Erfahrungen und das Miteinander mit Menschen. Hätte der Lauf einen Wettbewerbscharakter, könnte ich weder die Menschen noch die Länder genießen.

Unnötige Gedanken und den Wettbewerbscharakter aus dem Kopf verbannen, sonst wird der Charakter unseres Traums zerstört

Demut und Dankbarkeit werden uns immer wieder begleiten sowie die Erkenntnis, dass ich das überhaupt machen darf. Diese Erfahrung lassen mich immer wieder aufs Neue spüren wie dankbar ich für all das sein darf. Dankbar auch dafür, meine Vorgeschichte erlebt haben zu dürfen.

Ich bin sehr glücklich im Hier und Jetzt zu sein.

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